Tennisspielerin Peng Shuai: Schutz und Untersuchung der Vorwürfe erforderlich

Als Reaktion auf die wachsende Besorgnis um die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai, die seit ihrer Vorwürfe wegen sexueller Gewalt gegen einen ehemaligen hochrangigen chinesischen Politiker vor zwei Wochen nicht mehr öffentlich gesehen wurde, sagte die China-Forscherin von Amnesty International, Doriane Lau:

„Die chinesische Regierung hat die #MeToo-Bewegung des Landes systematisch zum Schweigen gebracht. Angesichts der Tatsache, dass es auch einen Null-Toleranz-Ansatz gegenüber Kritik verfolgt, ist es zutiefst besorgniserregend, dass Peng Shuai vermisst scheint, nachdem sie einen hochrangigen ehemaligen Regierungsbeamten der sexuellen Übergriffe beschuldigt hat.

Die von staatliche chinesischen Medien zitierten Aussagen von Frau Peng, demnach “alles in Ordnung” sei, sollte nicht für bare Münze genommen werden. Diese  Medien sind dafür bekannt, unter Zwang gemachte Aussagen zu verwenden oder diese einfach zu erfinden. Die Sorge um Peng Shuai können so nicht ausgeräumt werden, es sei denn, die Sicherheit und der Aufenthaltsort von Peng werden bestätigt.

Obwohl es derzeit schwierig ist, über die Gründe für das mutmaßliche Verschwinden von Peng Shuai zu spekulieren, ist klar, dass ihre Vorwürfe der sexuellen Gewalt durch einen hochrangigen Politiker von den chinesischen Behörden ordnungsgemäß untersucht werden müssen.

Der Fall von Peng Shuai unterstreicht die Behandlung von Frauen, die sexuellen Missbrauch in China erlebt haben.”

Hintergrund

In einem Beitrag auf der chinesischen Social-Media-Website Weibo vom 02.11.2021 beschuldigte Peng Shuai den pensionierten chinesischen Vizepremier Zhang Gaoli, sie zum Sex gezwungen zu haben.

Die Diskussion über die Vorwürfe wurde in den chinesischen sozialen Medien schnell zensiert. Der ursprüngliche Beitrag ist nicht mehr zugänglich. Darin sagte Frau Peng: „Sie haben mich in Ihr Haus gebracht und mich gezwungen, eine Beziehung zu haben“. Zhang Gaoli war von 2013 bis 2018 Vizepremier des Landes und gilt als Verbündeter von Präsident Xi Jinping.

Peng Shuai wurde seit dem Weibo-Post nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen, abgesehen von einer E-Mail, die sie angeblich an die Tennisbehörden geschickt hat. Der Fernsehsender CGTN veröffentlichte Auszüge am 17.11.2021. Demnach seien die Vorwürfe bezüglich sexueller Übergriffe „nicht wahr“ und „alles ist in Ordnung”.

China hat in der Vergangenheit erzwungene „Erklärungen“ im Namen von Menschenrechtsaktivisten veröffentlicht. Zum Beispiel strahlte das staatliche Fernsehen die „Geständnisse“ der chinesischen Menschenrechtsanwälte Wang Yu und Jiang Tianyong aus, als sie sich in Haft befanden.