Tiananmen 1989

Im April 1989 versammelten sich einige Universitätsstudenten in Peking auf dem Platz des Himmlischen Friedens, der auch als Tiananmen Platz bekannt ist. Dies geschah zunächst, um den Tod des ehemaligen hochrangigen Funktionärs der Kommunistischen Partei Hu Yaobang zu betrauern. Die teilnehmenden Studierenden begannen, einen Forderungskatalog zu erstellen, der sich im Großen und Ganzen auf politische und wirtschaftliche Reformen konzentrierte, aber auch Forderungen nach einem Ende von Korruption, Zensur und Einschränkungen der Grundrechte enthielt. In den folgenden Wochen stießen ihre Forderungen auf breite öffentliche Unterstützung, von Rentnern über Veteranen bis hin zu Landwirten. Millionen beteiligten sich an friedlichen Demonstrationen, die in ganz China stattfanden. Den Behörden gelang es nicht, die Demonstranten zur Rückkehr nach Hause zu bewegen. Als die Spannungen in Peking eskalierten, wurde am 20.05.1989 das Kriegsrecht verhängt.

In der Nacht des 03.06.1989 rückten schwerbewaffnete Truppen und Hunderte gepanzerte Fahrzeuge in die Innenstadt ein, um die demokratiefreundlichen Demonstranten vom Platz des Himmlischen Friedens zu „räumen“. Viele Menschen, darunter Kinder und ältere Menschen, wurden von Truppen niedergeschlagen oder erschossen.

In einem offiziellen Bericht der chinesischen Behörden von Ende Juni 1989 heißt es, dass „mehr als 3.000 Zivilisten verletzt wurden und über 200, darunter 36 Studenten, während des Aufstands starben“. In dem Bericht heißt es auch, dass mehrere Dutzend Soldaten starben. Während die genauen Zahlen noch unbekannt sind, handelt es sich bei den offiziellen Zahlen zu den Todesfällen wahrscheinlich um eine erhebliche Untertreibung. Angehörige der Opfer, vor allem die Mitglieder der Gruppe der Tiananmen-Mütter, haben unter schwerer Drohung und Einschüchterung ihre eigene Bilanz erstellt und fordern jedes Jahr von der Regierung eine umfassende Rechenschaftspflicht und Anerkennung. Dennoch hat die Regierung nie die Verantwortung für die Menschenrechtsverletzungen während des militärischen Vorgehens übernommen oder einen der Täter rechtlich zur Verantwortung gezogen. Mit jedem Jahr, das vergeht, wird die Gerechtigkeit immer schwieriger zu fassen.

Unmittelbar nach dem Vorgehen des Militärs begannen die Behörden mit der Jagd auf die Teilnehmer der Demonstrationen. Viele Zivilisten wurden festgenommen, gefoltert oder nach unfairen Gerichtsverfahren inhaftiert. Viele wurden wegen „konterrevolutionärer“ Verbrechen angeklagt. „Konterrevolutionäre“ Straftaten wurden 1997 aus dem Strafrecht gestrichen, doch die Fälle derjenigen, die bereits wegen dieser Straftaten inhaftiert waren, wie etwa derjenigen, die an den Protesten von 1989 beteiligt waren, wurden nicht überprüft.

Seit 1989 sind 35 Jahre vergangen, und in Festlandchina werden alle Informationen im Zusammenhang mit den Protesten stark zensiert. Für die Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschen, die auf und um den Platz des Himmlischen Friedens und in anderen Teilen Chinas getötet oder verletzt wurden, gibt es keine Chance, die Wahrheit zu erfahren und Gerechtigkeit herzustellen.

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21. Mai 2024